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Christoph Zehnder, eidg. dipl. Vermögensverwalter
Hauptstrasse 43, 5070 Frick
www.ruetschi-ag.ch

UBS übernimmt CS!
Obige Schlagzeile ist tatsächlich ein Ausrufezeichen wert. Die Credit Suisse ist bzw. war sowohl in zeitlicher Hinsicht (Gründung 1856) wie auch bezüglich ihrer Grösse (unter den 30 systemrelevanten Banken weltweit) eine grosse Schuhnummer.
Skandale, Bussen, Verluste
Die CS hatte die Finanzkrise vergleichsweise gut überstanden. Doch von da an ging es rasant abwärts, die CS liess nicht viele Fehler aus. Egal, ob diverse Bussen in Milliarden- oder mehrfacher Millionenhöhe (Libor-Skandal, Steuerstreit mit USA und mehreren europäischen Ländern, MBS-Debakel, ...), ob Verluste mit den dubiosen Greensill-Fonds, ob himmelschreiend schlechtes Risk Management und Milliardenverluste mit Archegos... – die Liste ist unglaublich lang. Gleichzeitig benahm sich das Topmanagement wie im Selbstbedienungsladen und zahlte sich Millionensaläre aus, das unrühmliche Top-Beispiel ist die Zahlung an Brady Dougan mit etwa 90 Mio. im 2010.
Vertrauensverlust führt zu Liquiditätsproblemen
So gesehen verwundert es nicht, dass die Kunden begannen, das Vertrauen in die CS zu verlieren. Verwunderlich ist höchstens der Zeitpunkt. Just drei Monate nach der letzten Kapitalerhöhung im Umfang von immerhin 4 Milliarden, just als die CS endlich (überfällig!) eine Reduktion des Risikos im Investment Banking beschloss, zogen die Kunden viel Geld ab. Natürlich mag die Krise einiger US-Regionalbanken mitgespielt haben, aber letztlich waren die Probleme der CS hausgemacht. Um die Auszahlung der Kundenguthaben zu ermöglichen, beschloss die SNB letzten Mittwoch, der CS einen mit Hypotheken gesicherten
Kredit zu geben.
Warum reichte die Kreditlinie der SNB nicht?
Das ist eine bislang komplett unbeantwortete Frage. Niemand hat behauptet, dass die CS derzeit überschuldet sei. Im Gegenteil: Behörden, Analytiker und auch die Bankmanager betonten bis zuletzt einheitlich, dass die CS bez. Eigenkapital gut ausgestattet sei. Wieso der Bundesrat sich nun dennoch gezwungen fühlte, eine Übernahme der CS durch die UBS zu erzwingen, ist mit dem jetzigen Wissenstand nicht ganz nachvollziehbar. Das Bild ist noch nicht richtig stimmig. Es scheint offensichtlich, dass auch der Druck aus dem Ausland eine grosse Rolle gespielt hat. Solange wir keine Informationen darüber haben, dass die Kunden tatsächlich einen Grossteil ihres Vermögens abgezogen haben, riecht für mich die auf Notrecht basierende Zwangsmassnahme des Bundesrates etwas nach provozierter Panikattacke. Die Unterstützung mit Liquidität durch die SNB hatte gar noch keine Zeit zu wirken. Entweder kam die SNB zu spät oder die Zwangsmassnahme des Bundesrates zu früh – oder beides.
Probleme der Zwangsübernahme
Zuerst das Positive: Das Finanzsystem müsste kurzfristig sicherer sein. Ein zu Recht befürchteter Kollaps einer systemrelevanten Bank ist unwahrscheinlicher geworden. Dies allerdings zum Preis diverser Fragen und Probleme.
Erstens: Weder die Eigentümer der UBS noch die der CS haben ein Mitbestimmungsrecht. Egal, ob der Preis von etwa 76 Rappen pro CS-Aktie (in UBS-Aktien) sich als zu hoch oder zu niedrig herausstellen wird, das jetzige Paket ist eine Zwangsenteignung entweder von den CS-Aktionären oder allenfalls der UBS-Aktionäre.
Zweitens: Die Anwendung von Notrecht ist bislang zu wenig begründet. In diese Kategorie fällt auch die obige Frage, wie viele Assets die Kunden in den letzten Wochen abgezogen haben.
Drittens: Im Nachgang der Rettung der UBS in der Finanzkrise wurden unter dem Stichwort «Too-Big-to-Fail» Gesetze erlassen, die es verhindern sollten, dass erneut eine Grossbank mit Steuergeldern gerettet werden sollte. Die Idee war, dass man kranke, verlustbringende Teile herauslösen / «amputieren» kann und die gesunden Teile weiterlaufen lässt. Warum wurde dieser «Werkzeugkasten» nicht mal geöffnet? War der Druck aus dem Ausland hier zu gross?
Viertens: Die neue UBS-Bank ist in der Schweiz eine «Monsterbank». Sowohl aus Wettbewerbssicht wie auch aus der «Too-Big-to-Fail»-Sicht ist dies sehr problematisch. Hoffentlich machen wir nicht die gleichen Fehler wie in der Finanzkrise: Niemand will noch grössere Banken, genau das ist aber passiert.

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Lukas Rüetschi eidg. dipl. Vermögensverwalter
Hauptstrasse 43, 5070 Frick
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Übermotivierte Steuerbehörden – Politik gefordert
Steuern sind für viele ein schwieriges Thema. Persönlich bin ich überzeugt, dass es einen guten, aber so schlank wie möglichen Staat braucht und dieser Einnahmen braucht. Schlussendlich sind wir Bürger ja gesamthaft der Staat und wir brauchen viele der Dienstleistungen und dessen Infrastruktur. Probleme bekomme ich nur, wenn es völlig einseitig wird oder die Verhältnismässigkeit verloren geht. Zwei Beispiele: Bei einer Erbteilung mussten wir viele Monate auf die Bearbeitung warten, dann gab es einen Fehler beim Versand, was die Sache nochmals in die Länge zog. Bei der Bezahlung der Steuerrechnung gab es dann wegen einem Fehler der ausführenden Bank einen Zahlungsverzug von rund 1,5 Monaten. Resultat: Mahngebühren und Verzugszinsen. Dass man vorher gesamthaft fast ein Jahr warten musste, spielt keine Rolle. Persönlich fehlt mir hier das nötige Fingerspitzengefühl.
Zweites und fast wichtigeres Beispiel: Bei den Vermögensverwaltungskosten wurden in der Vergangenheit belegbare Kosten teilweise akzeptiert. Durchgesetzt hatte sich in der Praxis über lange Zeit eine Abzugslimite von maximal 0,3 % für Kosten der Bank und meist auch einen Teil der Vermögensverwaltungskosten. Nun wird systematisch jede externe Vermögensverwaltungsrechnung gestrichen und auf eine Einsprache bei einem Kunden kam eine mehrseitige Begründung eines Steuerjuristen. Was mir richtig sauer aufstösst, ist die Verhältnismässigkeit. Beim Steueramt scheint die Effizienz und die Praktikabilität nicht an erster Stelle zu stehen. Die 0,3-%-Regel war einfach und praktikabel. Der Steuerjurist zieht nun Fälle bei, welche aus meiner Sicht Äpfel mit Bananen vergleicht und Bankkosten und Vermögensverwalterkosten völlig unterschiedlich beurteilt. Dass aber Banken den Kunden von Vermögensverwaltern oft bessere Konditionen oder Rabatte geben, da der Vermögensverwalter einen grösseren Teil der Arbeit macht, wird aussen vor gelassen. Somit kann zum Beispiel die absurde Situation entstehen, dass die maximalen Bankkosten einfach akzeptiert werden, aber vielleicht optimierte und weitergehende Vermögensverwaltungsaufwendungen gar nicht, obwohl diese nachweislich einen grossen Teil der Arbeit der Bank ausmachen. Unlogisch und schon fast etwas diskriminierend. Was man mit dem Einsatz des 0,3-%- Abzuges in der Vergangenheit mit schlankem Aufwand erledigt hatte, wird ohne Änderung des Steuergesetzes und der jahrzehntelangen Praxis geändert. Hier entsteht bei mir leider der Verdacht, dass es einfach um die Erhöhung des Steuersubstrats geht. Dann soll man es aber ehrlich sagen. Aus meiner Sicht ist hier auch die Politik gefordert. Der Staat sollte aus meiner Sicht effizient, berechenbar, einfach und fair sein.
Immobilienmarkt wird ruhiger
Die Signale sind teilweise verwirrend und manchmal auch widersprüchlich. Wohnungsnotstand in den Städten, exorbitante Landpreise, gleichzeitig steigende Neubaupreise und viel höhere Zinsen, das passt irgendwie nicht ganz zusammen. Fakt scheint, dass die Zuwanderung (obwohl politisch anders gewollt) immer noch sehr stark ist. Das stützt den schon dünnen Markt. Höhere Preise und höhere Zinsen steigern auf die Dauer, aber kaum die Nachfrage. Ich glaube zu beobachten, dass es ruhiger wird. Kein Preiseinbruch oder Ähnliches, aber selektiver und es wird wieder etwas mehr überdacht. Schlussendlich ist das aus meiner Sicht eher ein positives Signal. Falls die Einwanderung mal stärker zurückgeht und/oder eine gröbere Rezession kommt, wird auch der Immobilienmarkt darunter leiden.

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Christoph Zehnder, eidg. dipl. Vermögensverwalter
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Ostblock vs. westliche Welt im 20. Jahrhundert
Im 20. Jahrhundert standen sich während Jahrzehnten der «Ostblock» und der «Westen» gegenüber. Als sicher vereinfachtes Bild nahm ich in meiner Jugend Folgendes auf: Der Ostblock stand für Zentralismus, Planwirtschaft und Kommunismus. Es gab nur die staatliche Presse (zumindest keine Pressefreiheit), die Bürger wurden teilweise durch die Stasi ausspioniert, Reisen in den Westen aufgrund der «Mauer» fast unmöglich oder extrem erschwert an Bedingungen geknüpft und in den Läden herrschte oft Mangelwirtschaft. Ich war nie im damaligen Osten, selbstverständlich kann es sein, dass ich unserer Propaganda erlag.
Auf der anderen Seite stand unser Westen für Marktwirtschaft, mehr Freiheiten für die Bürger, Meinungs- und Pressefreiheit waren garantiert. Die Wirtschaft wuchs, fehlende Produkte in den Läden waren eher selten. Der Staat wusste, dass die private Marktwirtschaft vieles besser konnte als er selber. Er hielt sich deshalb mit allzu detaillierten Vorschriften und Regulierungen zurück, genauso wie bei Markteingriffen. Der Staat gab einfacher gehaltene Rahmenbedingungen vor.
«Osten» heute: wirtschaftliche Fortschritte dank Abkehr von Planwirtschaft
So wenig wie es damals einen «einheitlichen» Osten gab, so wenig gibt es ihn heute. Ich fürchte aber, dass sich in vielen östlichen Ländern die oben angesprochenen politischen Probleme noch nicht gross geändert haben. Pressefreiheit in Russland oder China? Na ja..., Meinungsfreiheit? Ist manchmal gefährlich. Immerhin sind Reisen in den Westen nun möglich, zumindest für diejenigen, die genügend Geld haben.
Bei den ökonomischen Problemen scheint mir der»Osten» hingegen Fortschritte gemacht zu haben. Die Marktwirtschaft (vielleicht nicht ganz genau so wie wir uns das vorstellen) hat einiges an der alten zentralen Planwirtschaft abgelöst oder diese zurückgedrängt, zumindest in den Grossstädten dürften alle Produkte zu bekommen sein wie bei uns.
«Westen» heute: Zuwendung zur Planwirtschaft? Machbarkeits- und Regulierungswahn
Strommangellage, Erdgas- bzw. Erdölpreisdeckel, Übergewinnsteuer, Zinskurvensteuerung, 9-Euro-Ticket, Temperatur- und Netstream-Polizei, Strafsteuer bei Wegzug ins Ausland etc. Sie ahnen, worauf ich mit obigen Stichworten hinaus will. Während die oben genannten politischen Freiheiten bei uns im «Westen» weiterhin deutlich besser sind als im «Osten», so bewegen wir uns in wirtschaftlichen Fragen leider komplett in die falsche Richtung. Unsere Politiker vollführen eine «Empörungsbewirtschaftung» der aktuell drängenden Themen. Sie haben meiner Meinung nach den ordnungspolitischen Kompass komplett verloren und wir bewegen uns immer mehr in Richtung «alter Osten» (wo ausser ein paar Alt-Kommunisten wohl kaum jemand hin will): Immer mehr Planwirtschaft, immer mehr Eingriffe in die Marktwirtschaft mit Verboten oder massiven Preiseingriffen, ausufernde Regulierungen bis eben hin zur hoffentlich nicht ganz ernst gemeinten Temperatur- und Netstream-Polizei. Wohlverstanden: Der freie Markt hat auch seine Probleme. Übers Ganze und über eine längere Frist gesehen ist er aber wesentlich flexibler, anpassungs- und leistungsfähiger als die Planwirtschaft. In einem Kommentar habe ich kürzlich Folgendes gelesen:
«Im Kommunismus waren für alle Güter (zu) tiefe Preise angesetzt. Dummerweise gab es dann zumeist nichts zu kaufen.»

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Lukas Rüetschi eidg. dipl. Vermögensverwalter
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Übertriebener Nachhaltigkeitswahn
Umwelt und Nachhaltigkeit waren und sind für mich schon lange ein Thema. Keine kurzfristigen Überoptimierungen und die längerfristige Perspektive, das ist schon lange mein Credo. Auch zur Natur schauen, sollte normal sein. «Nachhaltig» ist jedoch aus meiner Sicht zum völlig überstrapazierten Modewort geworden oder wie ich kürzlich in der NZZ gelesen habe, zur Worthülse verkommen. Die westliche Welt (vor allem Europa) scheint nun total dem Wahn zu verfallen. Beispiel: Kürzlich sind die Depotauszüge von Banken gekommen. Da wird nicht nur nach Anlagekategorien unterschieden, Performance berechnet. Nein, jetzt wird versucht (!), alle Anlagen auch noch in ein Nachhaltigkeitschema zu pressen und Anlagen nach Treibhausgasen und zur Nachhaltigkeit gemäss UNO zu beurteilen. Ich habe nichts gegen eine Sensibilisierung von Kunden. Hier wird aus meiner Sicht aber total übertrieben und dem Kunden teilweise ein falsches Bild vermittelt. Was da an Geld und Ressourcen dafür verschwendet wird, will ich gar nicht wissen. Schlussendlich zahlt es sicher der Kunde. Das Ganze nimmt für mich schon fast schizophrene und scheinheilige Züge an. Dass etliche Ratings «sauber» gewaschen wurden und dass viele Produkte gar nicht richtig bewertbar sind und so schlussendlich das Schlussresultat kaum richtig aussagekräftig ist, spielt da kaum eine Rolle. Hauptsache man hat es genau nach Vorschriften gemacht. Der gesunde Menschenverstand, kritisches Denken und der schonende Umgang mit Ressourcen (nicht nur mit Rohstoffen!) gehört für mich da auch dazu. Wir müssen aufpassen, dass wir vor lauter Bäumen den Wald noch sehen oder auch umgekehrt. Die Klimaerwärmung ist ein wichtiges und vor allem globales Problem. Aber Putin hat kaum vor dem Ukraine-Krieg noch alle Panzer und Raketen mit einem Katalysator aufgerüstet und die Fahrzeuge fahren kaum mit Oeko-Sprit und die Probleme werden auch durch ein paar zusätzliche Nachhaltigkeitsseiten millionenfach in Farbe ausgedruckt, kaum nachhaltig besser. Etwas Mässigung in allen Belangen hätte viel mehr Wirkung als dieser Wahn!

Zinsmarge steigt, Spesen bleiben
Fast alle Banken hatten mit den Minuszinsen und der dadurch sinkenden Zinsmarge ein Ertragsproblem. Dieses wurde teilweise mit zusätzlichen Spesen für fast jeden Bleistiftstrich zu kompensieren versucht. Die Zinssituation hat sich nun stärker entspannt, die Spesen sind bis jetzt aber geblieben. Die Gesamtkostensituation im Auge zu behalten, wird ein wichtiger Faktor in der Anlagetätigkeit bleiben. Alles einfach unbesehen zu akzeptieren, ist kaum die Lösung.

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Christoph Zehnder, eidg. dipl. Vermögensverwalter
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2022 aus Anlegersicht
Das Jahr 2022 hatte es «in sich». Schon Ende 2021 war absehbar, dass die inflationsfreien Jahre vermutlich der Vergangenheit angehören würden, und so kam es auch. Die Inflation wurde zum Thema, das die Performance massgeblich beeinflusste. Die Zentralbanken weltweit begannen früher oder später, einsichtig oder widerwillig die Inflation zu bekämpfen. Die Zinsen lösten sich vom Null- oder gar Negativbereich und begannen anzusteigen. Länger laufende Obligationen verloren deutlich an Wert, da die tiefen Coupons im Umfeld von nun höheren Zinsen nicht mehr attraktiv waren.
Aber auch die Aktien haben 2022 bekanntlich korrigiert. Erstens sind die in der Zukunft zu erwartenden Dividenden bei höherer Inflation auf heute ‚abdiskontiert‘ weniger wert. Zweitens laufen die staatlichen Corona-Stützungsmassnahmen aus. Drittens verursachen die angestiegenen Zinsen höhere Kosten (dieser Effekt wird aber mehrheitlich erst in den nächsten Jahren einsetzen). Viertens gab es mit dem Ukraine-Krieg und den nachfolgenden Russland-Sanktionen auch auf geopolitischer Ebene Gegenwind für die Zukunftsaussichten der meisten Firmen. Das wohl Wichtigste aber: Nach dem übermässigen Anstieg der Aktienkurse seit der Finanzkrise waren die Bewertungen in schwindelerregende Höhen gestiegen, die Luft für weitere Anstiege wurde richtig dünn.
Während ich diesen Bericht schreibe, ist 2022 noch nicht ganz zu Ende. Die Performance dürfte sich aber nicht mehr allzu gross ändern. Die meisten Aktienmärkte haben im Bereich von -15 bis -20 Prozent verloren und selbst die meist weniger volatilen Obligationenmärkte haben -10 bis -15 Prozent nachgegeben. Umgesetzt in Anlagestrategien hat dies bspw. bei den ausgewogenen Strategiefonds von UBS, CS oder Bär zu einer Jahresperformance 2022 von etwa -15 Prozent geführt.
Aussichten für 2023
Die Inflation scheint zwar den Höhepunkt in den USA und Europa (nicht unbedingt in der Schweiz) hinter sich zu haben und ein Rückgang dürfte folgen. In vergangenen Zeiten hat sich jedoch gezeigt, dass die Inflation, wenn sie erstmal ihre hässliche Fratze gezeigt hat, sich nicht so schnell wieder zurückzog. Das «Inflationsmonster» ist wohl noch nicht besiegt.
Einen Rückgang auf unter 2% (ein Ziel von vielen Zentralbanken) erwarten wir 2023 nicht. Gleichzeitig scheinen die Gewinne der Firmen im Gegenwind zu stehen. Die riesigen u.a. wegen Corona entstandenen Staatsdefizite dürften etwas tiefer ausfallen. Die Steuern scheinen derzeit in den meisten Ländern nicht gesenkt zu werden. Die Zentralbanken sind erstmals seit Jahren nicht mehr ultraexpansiv, sondern beginnen wegen der Inflation langsam aufs Bremspedal zu treten. Wenn die Inflation nicht rasant zurückgeht, werden die Zinsen evt. für längere Zeit höher bleiben. Wir erachten deshalb die Wahrscheinlichkeit für eine Gewinnrezession als recht hoch.
Trotz Rückgang der Aktienkurse im 2022 sind zudem die Bewertungen des US Aktienmarkts – als führender Markt – noch bei weitem nicht günstig. Immerhin haben sie sich von den absurden Rekordniveaus von Ende 2021 etwas gelöst. Wir bleiben deshalb bei einer insgesamt vorsichtigen Einschätzung, haben aber das Aktienuntergewicht etwas abgebaut.
Ich wünsche Ihnen allen ein gesundes und glückliches 2023!


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Lukas Rüetschi eidg. dipl. Vermögensverwalter
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CS Kapitalerhöhung
Vor rund einem Monat wurde von der neuen Credit-Suisse-Führungsriege über die neue Strategie berichtet und auch über die geplante Kapitalerhöhung. Unserer Meinung nach geht die neue Strategie der CS in die richtige Richtung (das Investment Banking, das a) zu regelmässigen grossen Verlusten geführt hat und b) wohl massgeblich für die unsägliche Bonus-Abzocker-Mentalität verantwortlich war, soll reduziert werden). Allerdings bedauern wir, dass die Massnahmen gemäss unserer Meinung bis jetzt zu wenig rigoros angegangen werden. Die CS nimmt eine Kapitalerhöhung im Umfang von etwa 4 Mia Franken vor. Die Eigenkapitaldecke dürfte damit wieder für einige Zeit ausreichen. Zum Vergleich der Grössenordnungen: Die CS erwartet im laufenden 4. Quartal einen Verlust von bis zu 1,5 Mia. Franken. Mit anderen Worten, die Kapitalaufnahme gibt Zeit, aber diese Zeit muss dann auch wirklich genutzt werden, um die Verlustquellen endlich anzugehen und zu eliminieren. Besser als das Investment Banking stehen bspw. das Schweizer Banking und auch das Wealth Management da, mit regelmässigen Gewinnen. Der CS-Aktienkurs ist dieses Jahr von gut Fr. 9.– auf mittlerweile Fr. 3.– dramatisch eingebrochen. Aufgrund der Kapitalerhöhung wird man als Investor gezwungen, zu entscheiden, ob man seinen Anteil an der CS reduziert (Verkauf der Anrechte) oder die Position an der CS leicht erhöht (Ausübung der Anrechte und Kauf von neuen Aktien zu Fr. 2.52). Selbstverständlich wären auch noch Zwischenstufen möglich. Wir wissen leider auch nicht, ob die CS-Verantwortlichen endlich die Zeichen der Zeit erkannt haben und rigoros einen Kulturwandel einleiten. Wir denken aber, dass die (zu Recht) negative Stimmung gegenüber der CS so stark im Preis drin ist, dass wir dazu raten, bei der Kapitalerhöhung mitzumachen.

Aktienmarkt teilweise zu euphorisch
Kaum scheint die Inflation nicht mehr weiter zu steigen (von rasantem Rückgang kann aber noch absolut keine Rede sein), steigen die Aktienmärkte schon fast euphorisch. Mich würde es sehr wundern, wenn die Inflationsprob­lematik schon «gegessen» wäre. Möglicherweise gibt es nun einen Rückgang von den Spitzenwerten in den USA und im Euro-Raum, aber wirklich gelöst ist die Sache nicht. Nein, nun beginnt auch noch die Lohnspirale zu laufen, was die Teuerung möglicherweise noch länger hoch hält und die Kaufkraft schmelzen lässt. Viele hoffentlich gut gemeinte Politikermassnahmen haben kurzfristig einen dämpfenden Einfluss. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben. Wenn man diese Massnahmen (notabene zu Lasten von weiteren Schulden) nicht permanent aufrecht erhält (zum Beispiel das 9-Euro-Ticket in Deutschland/Gaspreis-Deckelung), dann kommt der Teuerungsschub einfach später.
Ich wünsche Ihnen einen schönen und gefreuten Advent!

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Christoph Zehnder, eidg. dipl. Vermögensverwalter
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Machen die westlichen Zentralbanken einen guten Job?
Angesichts der auf ein sehr hohes Niveau angestiegenen Inflation geraten die Zentralbanken in ungewohnte Erklärungsnot. Sie haben zu lange an ihrer ultraexpansiven Geldpolitik festgehalten und gehofft, dass die ansteigende Inflation nur temporär sein sollte. Nun liegt die Inflation teilweise im zweistelligen Bereich, eine Höhe, die in den Industrieländern mehr als 40 Jahre nicht mehr gesehen wurde.
Die Hauptaufgabe der Zentralbanken ist es, für Preisstabilität zu sorgen, also tiefe und stabile Inflationsraten zu erreichen. Dies haben sie offensichtlich nicht erreicht. War es nur Pech, dass unsere Zentralbanken den Inflationsanstieg nicht kommen sahen? Lagen sie wenigstens besser als die Zentralbanken der historisch oft mit höherer Inflation kämpfenden Zentralbanken von Schwellenländern? Leider nein und nochmals nein.
Das folgende Zitat aus dem aktuellen Monatsbericht von quantex.ch, von einem erfolgreichen Fondsmanager, trifft es meiner Meinung nach ziemlich gut: «Als die Inflationsrate im Februar 2021 erstmals nach dem Corona-Crash wieder die Marke von 5 % durchbrach, reagierte die Notenbank entschlossen und erhöhte die Zinsen um 0,75 %. Die Rede ist natürlich von der brasilianischen Zentralbank, nicht den Schnarchnasen des amerikanischen Fed oder der EZB, welche das ganze Jahr 2021 noch mit Träumereien über ‹transitorische Inflation› verbrachten. Erst mehr als ein Jahr später, im März 2022, begann die US-Notenbank mit dem ersten Zinsschritt auf 0,5 %, als die Teuerung bereits 7,9 % erreicht hatte. Die EZB verharrte noch länger im Tiefschlaf und erhöhte die Zinsen erstmals im Juli dieses Jahres aus dem negativen Bereich auf 0% – bei einer Inflationsrate von damals schon 8,6 %.»
Je länger die Zentralbank auf beiden Augen inflationsblind war und zugewartet hat, desto höher ist heute die Inflation: am schlimmsten, wie oben erwähnt, die EZB, wo die Inflation aktuell über 10 % liegt, die USA scheint immerhin den Peak hinter sich zu haben, liegt aber immer noch bei extrem hohen fast 8%. Auf der anderen Seite liegt in Brasilien, um das obige Beispiel aufzunehmen, die Inflation bei etwas über 6 % oder in Indonesien leicht unter 6 %.
Dass der Peak der Inflation in den USA vermutlich hinter uns liegt, ist leider nur ein kleiner Trost. Erstens ist der Schaden der vergangenen Inflation bereits Tatsache (über die vergangenen zwei Jahre hat sich das Preisniveau um fast 15 % verteuert) und zweitens hat sich in der Vergangenheit die Inflation meist als sehr zäh erwiesen. Die FED tut gut daran, die Inflation mit höheren Zinsen für längere Zeit und der Reduktion ihrer Bilanzsumme entschieden zurückzudrängen, auch wenn dies das Wirtschaftswachstum vorerst natürlich bremsen und an der Aktienbörse keinen Anklang finden wird.
Auf der anderen Seite scheinen gewisse Schwellenländer-Zentralbanken aus der Vergangenheit gelernt und die Inflation besser im Griff zu haben. Dies und vor allem die in diesem Jahr noch weiter gesunkenen Bewertungen sprechen unserer Meinung nach für Investitionen in günstige Schwellenländeraktien.

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Lukas Rüetschi eidg. dipl. Vermögensverwalter
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Credit Suisse vor massiven Veränderungen
Es hat lange für einen «Neuanfang» gebraucht. Credit Suisse scheint es nun endlich und reichlich spät ernst zu meinen und räumt ihren «Laden» auf. Das sind eigentlich gute Nachrichten für die CS-Kunden, da das Geschäftsmodell viel stabiler werden sollte und man sich über Gelder bei der CS zukünftig wieder weniger Gedanken machen muss. Nicht ganz so toll sieht es für einige Mitarbeiter aus, stehen doch weitere massive Stellenreduktionen an.

Ist mein Geld bei der CS noch sicher?
Ich persönlich denke schon. Einerseits gilt für jeden Bankkunden: 100 000 Franken sind über einen schweitzweiten Einlegerschutz bei allen Banken gesichert. Wertschriften wie Aktien oder Obligationen gehören nie zur Konkursmasse, falls eine Bank im schlimmsten Fall in den Konkurs gehen würde. Ausnahme natürlich, falls man Obligationen von genau dieser Bank hat. Die Kapitalbasis der CS ist trotz happigsten Verlusten nach wie vor solide. Mit der in Kürze kommenden Aktienkapitalerhöhung danach auch wieder überdurchschnittlich. Nach den Skandalen um die UBS in der Finanzkrise, den Wirren um den ehemaligen Raiffeisen-Chef hat es nun auch die CS voll getroffen. Ich hoffe, dass man nun die richtigen Schlüsse aus diesen Debakeln zieht und die Zeit, der überufernden Boni (auch in Verlustjahren!) endlich Geschichte sind. Auch die Tatsache, dass niemand an diesem Desaster schuld ist oder in die Verantwortung genommen wird, ist stossend.

Der Kunde ist nicht mehr König: weitere Episode
Bei einem bei mir sehr seltenen Bargeldbezug am Schalter wurde ich von einem jungen, motivierten Mann am Schalter darauf aufmerksam gemacht, ich müsse so unterschreiben, wie ich auf der Unterschriftenkarte unterschrieben hätte. Das war wahrscheinlich vor rund 20 Jahren. Zum Glück war ich gut gelaunt… Es ist mir schon sehr viel passiert. Das hat mir aber fast die Sprache verschlagen.

Zur Rose zum dritten
Manchmal geht es schnell. Die von mir empfohlene kurze Zur-Rose-Obliga­tion wurde bereits vorzeitig zurückgekauft. Wenn alle Ideen immer so und vor allem so schnell aufgehen würden…. Gleichzeitig ist der Aktienkurs aber nochmals massiv gefallen. Eigentlich interessant, aber wirklich nur etwas für risikofreudige Anleger mit starken Nerven.

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Christoph Zehnder, eidg. dipl. Vermögensverwalter
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Warum ist die Inflation so stark angestiegen?
Die Inflation ist bekanntlich in den letzten Monaten auf seit 30 oder noch mehr Jahren nicht mehr gesehene Höhen angestiegen. Der wichtigste Treiber dahinter war die viel zu unvorsichtige ultraexpansive Geldpolitik der letzten Jahrzehnte. Zusammen mit den «externen» Faktoren wie Covid-Lieferkettenproblemen, Covid-Ankurbelungskrediten und dieses Jahr nun auch noch dem Ukrainekrieg mit den nachfolgenden Sanktionen und Energiepreisanstiegen hat sich ein giftiges Inflationsgemisch ergeben.
In den USA liegt die Inflation derzeit bei +8,3%, im Euroraum gar bei +10% gefährlich hoch.
Die US Notenbank FED hat relativ lange zu wenig energisch reagiert, aber nach dem Motto «besser spät als nie» die Zinsen dann doch energisch angehoben. Noch nicht viel ist bei der Reduktion der Bilanzsumme gelaufen, das müsste auch noch kommen.
EZB hat viel Glaubwürdigkeit verloren
Das europäische Pendant, die EZB, hat den Ernst der Lage aber noch viel länger ganz bewusst «verkannt». Aus Angst davor, dass die teilweise hochverschuldeten Länder höhere Zinsen nicht verkraften würden, hat sie bis vor etwa vier Monaten «den Vogel Strauss gemacht». Viel Glaubwürdigkeit, dass sie die Inflation ernsthaft bekämpfen würde, hat sie nicht mehr.
Mit der BoE kippt die erste Zentralbank
Interessant war auch die Reaktion der Bank of England. Diese hat ähnlich wie die FED mit Zinserhöhungen und der Ankündigung einer Reduktion der Bilanzsumme auf den Anstieg der Inflation reagiert. Nachdem allerdings die neue britische Premierministerin Truss trotz bereits hohem Defizit auch noch die Steuern für Gutverdiener reduzieren wollte, stürzte das Pfund ab und die Zinsen der britischen Staatsanleihen stiegen deutlich an. Das war bereits genug. Die BoE kippte als erste Zentralbank um: Sie stoppte den geplanten Verkauf der britischen Staatsanleihen und begann wieder mit deren Kauf, angeblich nur für einen Monat.
Werden weitere wankelmütige Zentralbanken folgen? Dies wird die «1-Million-Dollar-Frage» sein: Bleiben die grossen Zentralbanken standhaft in ihrer Hauptaufgabe und kämpfen glaubhaft gegen die Inflation, auch wenn der Preis eine gewisse Abschwächung der Wirtschaft oder gar eine Rezession sein wird? Oder kippen sie wie die BoE um, sobald volkswirtschaftliche Schmerzen anstehen und höhere Arbeitslosigkeit den Druck auf die Zentralbanker erhöht, nicht allzu stark zu bremsen?
Anlageimplikationen
Bei Inflation, höheren Zinsen, vermutlich sinkenden Gewinnmargen und leider immer noch nicht gebannter Gefahr einer weiteren Eskalation im Ukrainekrieg wäre ein tieferes Kursniveau eigentlich plausibel. Aber es ist auch logisch, dass eine über Jahre angestaute Überbewertung nicht innert ein paar wenigen Monaten korrigiert. Die Bewertungen sind zum Glück nicht überall so hoch wie bei der US-Hauptbörse. Einige europäische Märkte oder auch die Emerging Markets scheinen mittlerweile günstig und eine technische Gegenreaktion der aktuell überverkauften Märkte ist immer möglich.
Auch auf Titelebene finden wir erstmals seit einiger Zeit diverse interessante Kandidaten: z.B. Holcim, VW, MesseSchweiz, Goldminenfonds oder einige Titel im Agrarbereich wie z.B. Nutrien.
Wir raten dazu, das Aktienuntergewicht leicht zu reduzieren, bleiben aber weiterhin bei einer vorsichtigen Anlagepolitik. Die Inflationszahlen dürften tendenziell etwas sinken (v.a. in den USA dank starkem USD), wir gehen aber nicht davon aus, dass Geldwertstabilität schnell erreicht wird. Ein Problem, das noch nicht breit diskutiert wird, könnten zudem sinkende Gewinnmargen sein. Die grossen Staatsdefizite dürften nach dem Wegfall verschiedener Covid-Stützungsmassnahmen geringer ausfallen. Dies ist aus Sicht nachhaltigerer Staatsfinanzen positiv, dürfte aber bei der einen oder anderen Firma die Gewinne schmälern. Nebst CHF Cash empfehlen wir auch eine Beimischung von Gold oder Platin.

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