Am Freitagabend lud das Wohn- und Pflegezentrum Stadelbach in Möhlin zu einer VIP-Veranstaltung anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Pflegeheims. Im Rahmen des offiziellen Programms blickten der Präsident des Trägervereins, Markus Fäs, sowie die beiden Co-Geschäftsleiter, Marion Wegner-Hänggi und Yasin Alemdar, auf die Anfänge zurück und dankten den geladenen Gästen und «Freunden» des Stadelbach für ihre Unterstützung. fricktal.info war vor Ort mit dabei.
LILIA STAIGER
Die Eröffnung der Feier sowie den gesamten musikalischen Rahmen bildeten Frau Zumsteg, Bewohnerin des Stadelbach-Zentrums, und Franziskus Jakober, Inhouse-Seelsorger im Wohn- und Pflegezentrum, mit ihrem Akkordeonspiel und Gesang. Markus Fäs begrüsste die Gäste, die alle in verschiedener Weise persönlich oder funktional mit dem Stadelbach verbunden sind, darunter Geschäftspartner, Personen, die unentgeltliche Dienstleistungen erbringen, Gemeinde- und Grossräte sowie Vertreterinnen und Vertreter anderer Pflege- oder Gesundheitseinrichtungen. Markus Fäs verwies auch auf das grosse öffentliche Fest zum 50-Jahr-Jubiläum, das am 17. August stattfinden wird.
103 Aaren für Bau eines Altersheim geschenkt
Der Präsident des Trägervereins gab zudem einen kurzen Rückblick auf 50 Jahre Pflegezentrum Stadelbach: Der regelrechte Altersheim-Bauboom begann in den 1950er- und 1960er-Jahren, als ältere Menschen nicht mehr ohne weiteres zu Hause betreut werden konnten. Auch in Möhlin wurde die Nachfrage nach einer solchen Institution damals immer grösser. Schliesslich schenkte Elisabeth Kym, Enkelin zweiten Grades des Salinengründers Johann Urban Kym, der Gemeinde Möhlin 1970 103 Aaren für den Bau eines Alters- und Pflegeheims. Sie wünschte sich aber unter anderem, dass es ausschliesslich Einzelzimmer mit Nasszellen geben sollte – während damals in Pflegeheimen Vierbettzimmer mit Nasszellen auf der Etage üblich waren.
Strenge Vorschriften für «Insassen» 1975
«1975 galten noch starre Regeln in Alters- und Pflegeheimen, während heute Autonomie und Selbstbestimmung im Vordergrund stehen», berichtete Markus Fäs. Von den Bewohnenden, in der damaligen Hausordnung des Stadelbach als «Insassen» bezeichnet, wurde unter anderem erwartet, dass sie ihre Wäsche selbst wuschen und ihre Zimmer selbst reinigten – doch sie waren auch noch weitgehend selbstständig.
Neubau und Übernahme Villa Kym
2005 folgte dann der Neubau der Alterswohnungen, die von Personen genutzt wurden bzw. werden, die trotz Selbstständigkeit auf pflegerische Dienstleistungen angewiesen sind – eine Erstbezügerin der Wohnungen, Sabine Freiermuth, lebt heute noch, wie Markus Fäs anmerkte. 2009 wurde die Demenzstation in Betrieb genommen, und 2014 übernahm das Stadelbach die Villa Kym zur Verwaltung und Bewirtschaftung.
Zum Schluss dankte Markus Fäs dem gesamten OK-Team der Jubiläumsfestlichkeiten, den Vertreterinnen und Vertretern des Vereins Senioren für Senioren Möhlin sowie den Vorstandsmitgliedern des Trägervereins.
Mitarbeiterwachstum von 14 auf 130
Co-Geschäftsleiter Yasin Alemdar beschrieb in seiner Ansprache den Wandel des Stadelbach sowie der gesamten Branche. Damals verbrachten die Bewohnenden ihren Lebensabend im Stadelbach, und der Anteil der Pflegebedürftigen betrug nur 20 Prozent. Heute werden im Pflegeheim nur noch Pflegebedürftige aufgenommen, und dadurch gibt es auch jedes Jahr 30 bis 40 Prozent Neubewohner. Die Warteliste des Stadelbach verzeichne aktuell 300 Personen.
Während das Stadelbach 1975 mit nur 14 Mitarbeitenden startete, verfügt das Wohn- und Pflegezentrum heute alleine über 17 Auszubildende für verschiedene Berufe, und insgesamt sind es aktuell 130 Mitarbeitende. Als es vor drei Jahren den Wechsel und eine Umstrukturierung in der Geschäftsleitung des Stadelbach gab, betrug die Fluktuation in der Institution noch 45 Prozent, erklärte Yasin Alemdar; inzwischen liege diese sogar deutlich unter dem Branchendurchschnitt von 24 Prozent in der Schweiz.
Neues Bauprojekt geplant
Marion Wegner-Hänggi, Co-Geschäftsleiterin des Wohn- und Pflegezentrums Stadelbach, erwähnte in ihrer Rede, dass das Stadelbach erneut vor grossen Herausforderungen stünde. In den nächsten Jahren sollen 112 neue Einzelzimmer im Pflegezentrum geschaffen werden – mehr als aktuell vorhanden. Kurz- bis mittelfristig sollen zudem neue Alterswohnungen gebaut werden. «Für uns ist es ein Wermutstropfen, dass Angehörige täglich einen Platz für ihre Familienmitglieder suchen», merkte Marion Wegner-Hänggi an. Das Bauprojekt sei anspruchsvoll, doch es liege ihnen am Herzen, es mit dem gesamten Team anzupacken.
Dank für Zeichen der Gemeinsamkeit
Die Co-Geschäftsleiterin erwähnt auch nochmals, wie bereits zuvor Co-Geschäftsleiter Yasin Alemdar, die Grundpfeiler des Wohn- und Pflegezentrums Stadelbach: Offenheit, Gemeinsamkeit – Achtsamkeit: «Vor allem die Gemeinsamkeit ist uns enorm wichtig, darum möchte ich Frau Zumsteg und Franziskus Jakober herzlich danken, die nicht nur heute Abend, sondern so oft zusammen hier draussen bei uns singen und musizieren und ganz viele Bewohnende zusammenbringen.» Marion Wegner-Hänggi überreichte Frau Zumsteg anschliessend ein Geschenk, Tickets für den Besuch eines Konzerts, worüber sich die Bewohnerin sichtlich gerührt zeigte: «Musik ist für mich alles, da ich nicht mehr sehen, lesen oder schreiben kann. Ich bin daher dankbar, die Musik mit anderen teilen zu dürfen.»
Bewohner des Stadelbach hält Abschlussrede
Abschliessend hielt Anton Kym, der eine Alterswohnung im Stadelbach bewohnt und dessen Ehefrau stationär im Stadelbach gepflegt wird, eine emotionale Rede, die er mit einer humorvollen Anekdote abschloss. Er zeigt aus seiner Sicht die Vorteile einer Betreuung im Pflegeheim auf, beispielsweise, da zu Hause Risiken wie Sturzgefahr auf Treppen lauern oder die korrekte Medikation schwierig zu kontrollieren sei. Hinzu käme die seelische Entlastung des Lebenspartners oder der -partnerin bzw. von Angehörigen. Er «geniesse es, versorgt zu sein» und seine Frau gut betreut und in direkter Nähe zu haben.
Apéro und Einweihung des neuen Pavillons
Beim anschliessenden Apéro riche im Freien wurde auch der neue Pavillon des Stadelbach eingeweiht, und die Gäste sowie die Gastgeber hatten Gelegenheit, sich auszutauschen, miteinander anzustossen und sich über ansprechend dekorierte und originelle Häppchen, konzipiert und umgesetzt vom hauseigenen Küchenteam unter der Leitung von Bertram Hinnenberger, zu freuen.