(pd) Die Tagesstrukturen Rheinfelden investieren in die Weiterbildung der eigenen Mitarbeiterinnen. Ein Modell das Schule machen kann?
Der Mangel an qualifizierten Fachpersonen in der Kinderbetreuung stellt die gesamte Branche vor erhebliche Herausforderungen. Die Tagesstrukturen Rheinfelden GmbH ergreift nun die Initiative und startet eine umfassende Bildungsoffensive: Bestehende Mitarbeiterinnen ohne Fachausbildung erhalten die Möglichkeit, ein Eidgenössisches Fachzeugnis (EFZ) als Fachperson Betreuung (FaBe) zu erlangen. Ein innovativer Ansatz, der nicht nur dem akuten Fachkräftemangel entgegenwirkt, sondern auch die Qualität in der Kinderbetreuung langfristig sichert.
Ein drängendes Problem erfordert neue Lösungen
Die Anforderungen an Betreuungspersonal steigen kontinuierlich, gleichzeitig ist der Arbeitsmarkt nahezu ausgetrocknet. Vor allem die oft unattraktiven Arbeitszeiten – beispielsweise in der Mittagsbetreuung zwischen 11.45 und 13.45 Uhr – erschweren die Suche nach qualifiziertem Personal. Die Tagesstrukturen Rheinfelden setzt deshalb auf die Weiterbildung ihrer bestehenden Mitarbeitenden: Diese Assistenzkräfte sind seit Jahren im Unternehmen tätig, sind sehr motiviert und engagiert und mit den Abläufen im Unternehmen vertraut. Durch gezielte Weiterbildung können sie langfristig als qualifizierte Fachpersonen eingesetzt werden. Die Nachholbildung im Betrieb in Rheinfelden (Ganztageskurse samstags sowie Blockwochen in der Schulferienzeit) wird im August 2025 beginnen.
Finanzierung: Eine grosse Herausforderung
Die Umsetzung dieser Bildungsoffensive stellt die Tagesstrukturen Rheinfelden jedoch vor erhebliche finanzielle Herausforderungen. Neben Eigenmitteln und Beiträgen der teilnehmenden Mitarbeiterinnen selbst werden weitere Finanzierungsmöglichkeiten benötigt. Denkbare Lösungen umfassen: – Finanzielle Zuschüsse durch Stiftungen und Gönner; – Unterstützung durch die öffentliche Hand in Form von Zuschüssen oder Defizitgarantien; – Öffnung des betriebsinternen Weiterbildungsprogramms für externe Interessierte aus der Nordwestschweiz; – Zeitlich begrenzte, zweckgebundene Preisanpassungen für Betreuungsangebote.
Unterstützung gesucht: Jetzt gemeinsam Zukunft gestalten
Die Tagesstrukturen Rheinfelden ruft Stiftungsräte, Förderinstitutionen sowie öffentliche Stellen dazu auf, sich an der Finanzierung dieser wegweisenden Bildungsoffensive zu beteiligen. Gemeinsam könne ein nachhaltiges Modell geschaffen werden, das auch über Rheinfelden hinaus Schule machen könnte.
Zudem lädt die Tagesstrukturen Rheinfelden interessierte Betreuungspersonen ein, sich über die Weiterbildungsmöglichkeiten zur Fachperson Betreuung (FaBe) zu informieren. Wer selbst in der Kinderbetreuung tätig ist und eine anerkannte Ausbildung anstrebt, kann sich direkt bei der Tagesstrukturen Rheinfelden GmbH melden, am besten unter
Nachholbildung im Rahmen von Samstagskursen; wieso?
Selbstverständlich bieten kantonale Berufsbildungsstätten ebenfalls passende Nachholbildungen an. Für einen grossen Betrieb ist es aber schwierig, eigenes Personal für Kurse freizustellen, welche wochentags durchgeführt werden. Oft kommen diese Kurse auch für weiterbildungswillige Angestellte aus zeitlichen Gründen nicht in Frage. Daher muss in der Branche dafür gesorgt werden, dass mehr Ausbildungsmöglichkeiten geschaffen werden, welche mit dem beruflichen Alltag vereinbar sind.
Wer führt den Kurs in Rheinfelden durch?
Als professionellen Bildungsanbieter konnte das bke Bildungszentrum Kinderbetreuung aus Zürich gewonnen werden. Das bke engagiert sich für die professionelle familien- und schulergänzende Betreuung und leitet daraus seinen Bildungsauftrag ab. Die praxisnahen und bedarfsgerechten Aus- und Weiterbildungen entsprechen den Standards von EduQua, orientieren sich an aktuellen pädagogischen Erkenntnissen und den Anforderungen des Arbeitsmarktes. Durch Vernetzung mit relevanten Institutionen und einen hohen Qualitätsanspruch fördert das bke sowohl fachliche als auch soziale Kompetenzen in der Erwachsenenbildung. Der in Rheinfelden durchgeführte Kurs entspricht inhaltlich dem durch das bke angebotenen Kurs «Nachholbildung Fachperson Betreuung, Fachrichtung Kinder nach Art. 32 BBV».
Was bedeutet Nachholbildung FaBe K
Gemäss Artikel 32 der Verordnung über Berufsbildung (BBV) besteht in der Schweiz die Möglichkeit, Personen mit langjähriger Erfahrung zum Qualifikationsverfahren (Lehrabschlussprüfung) zuzulassen. Hierfür gibt es einen Lehrgang – die Nachholbildung Fachperson Betreuung (FaBe Fachrichtung Kinder) – welcher als nebenberufliche Ausbildung zwei Jahre dauert und mit einer eidgenössischen Fachprüfung abschliesst (EFZ).
Voraussetzungen für die Nachholbildung FaBe K: – mindestens 5 Jahre Berufspraxis, davon 2 bis 5 Jahre im angestrebten Beruf; – Erfahrungsjahre berechnen sich bis zum Zeitpunkt der Abschlussprüfung; – gute Deutschkenntnisse in Wort und Schrift (Berufsbildung in der Schweiz abgeschlossen, eidgenössisches Fähigkeitszeugnis EFZ oder eidgenössisches Berufsattest EBA – oder mind. Deutschstufe B1. Sonst muss ein Deutscheinstufungstest absolviert werden; – Zulassung zum Qualifikationsverfahren durch den Wohnkanton; – schriftliches Einverständnis des Arbeitgebers; – allgemeinbildender Unterricht ABU: Falls keine Dispensation aufgrund von Vorbildung vorliegt, ist ABU vor oder während der Ausbildung zu absolvieren.
Die Tagesstrukturen Rheinfelden GmbH
Das Unternehmen wurde im Jahr 2006 gegründet und übernahm die Organisation des Mittagstisches für Kindergärten und Primarschulen in Rheinfelden. Mittlerweile serviert es den anvertrauten Kindern über 22 000 Mittagessen im Jahr, dies an sieben Standorten im Stadtgebiet und dank demzuverlässigen Einsatz von bald 30 Mitarbeiterinnen. Ebenfalls angeboten werden Nachmittags- und Ferienbetreuung. Hiermit wird über 350 Familien in Rheinfelden dabei geholfen, ihre Kinder in zuverlässige Obhut zu geben und so eine bessere Vereinbarkeit von Arbeits- und Familienleben zu ermöglichen.