(pd) Die Primeo Energie-Gruppe blickt auf ein anspruchsvolles Geschäftsjahr 2024 zurück, geprägt von regulatorischen Vorgaben und hohen Ausgleichsenergiekosten, welche die Ergebnisse beeinflusst haben.
Der strategische Ausbau der Geschäftstätigkeit schreitet voran. Mehr als 140 Millionen Franken wurden in nachhaltige Energielösungen vor allem im Grossraum Basel investiert. Insgesamt ist Primeo Energie solide finanziert und damit gerüstet, die Energietransformation- weiterhin erfolgreich umzusetzen.
Das Wichtigste auf einen Blick:
• Tarif in der Grundversorgung gesunken um 1 %, weiterhin attraktive PV-Rückvergütungen von
10,5 Rp/kWh (plus 2,5 Rp/kWh für den Herkunftsnachweis)
• Geographische Diversifikation stützt das Gruppenergebnis, der Beitrag aus dem Ausland beträgt über 80 % des operativen Ergebnisses
• Stromnahe Dienstleistungen wie ZEV oder Regelenergie auf dem Vormarsch
• Hohe Investitionen von 143 Mio. CHF in Energieinfrastruktur davon über 70 % in den Kantonen Basel-Landschaft und Solothurn
• Hohe Ausgleichsenergiekosten führen zu Mehrbelastung von 40 Mio. CHF
2024 hat die Primeo Energie-Gruppe einen Umsatz von 2,2 (Vorjahr 2,5) Milliarden Franken erwirtschaftet. Das operative Ergebnis (EBIT) sank auf 124 (VJ 160) Millionen Franken. Hintergrund des Rückgangs sind vor allem ein schwächeres Stromgeschäft in der Schweiz sowie die allgemein tieferen Strompreise. Mit 91 (VJ 85) Millionen Franken liegt der Gewinn, welcher der genossenschaftlich organisierten Firmengruppe als Basis für Investitionen zur Verfügung steht, über dem Vorjahr. Diese Zunahme basiert auf einem höheren Ergebnis der Unternehmensteile mit tieferen Minderheitsanteilen. Die konsolidierte Bilanzsumme von Primeo Energie beträgt 3 (VJ 2,9) Milliarden Franken. Leicht höher ist die Eigenkapitalquote, welche bei 56 (VJ 53) Prozent liegt. Damit ist Primeo Energie solide finanziert.
Fortschritte bei Dekarbonisierung, Dezentralisierung und Digitalisierung
Im Berichtsjahr hat Primeo Energie weitere Fortschritte bei Dekarbonisierung, Dezentralisierung und Digitalisierung erzielt. Die Umstellung der Energieproduktion von fossilen auf erneuerbare Energieträger ist auf Kurs. Die zunehmende dezentrale Stromproduktion gewinnt an Fahrt, die Zahl der Photovoltaik-Anlagen steigt im Netzgebiet um gut 2000 auf etwa 8'600 mit einer installierten Gesamtleistung von 194 Megawatt. Eine erfreuliche Entwicklung, die zur Notwendigkeit des Netzumbaus beiträgt. Bei stromnahen Dienstleistungen ist ein Zuwachs zu verzeichnen. ZEV-Messpunkte etwa stiegen um 20 Prozent auf 14'800, der von Primeo Energie bewirtschaftete Regelenergiepool equalio wuchs von 250 auf 261 flexible Produktionseinheiten für Primär-, Sekundär und Tertiärregelenergie. Dieser Anlagenpool partizipiert auch an der Winterreserve.
Gleichzeitig werden zahlreiche Prozesse, Anlagen und Dienstleistungen von Primeo Energie immer stärker digitalisiert. Beispiele sind die Automatisierung von Wärmepumpenanschlussgesuchen, der Ausbau der Website «Wärme und Strom der Zukunft», die Erweiterung des Kundenportals oder die Flexibilitätenplattform equalio.com.
Die Energietransformation und der damit einhergehende Umbau des Energiesystems sind massgebliche Treiber der Geschäftstätigkeiten von Primeo Energie. Damit verbunden waren im Geschäftsjahr neue regulatorische Vorgaben, an die sich Energieversorger anpassen müssen. Besonders das neue Stromgesetz, das im Sommer 2024 verabschiedet wurde, bringt eine Reihe an Neuerungen für den Ausbau erneuerbarer Energien mit sich. Entsprechend hoch sind die Investitionen von Primeo Energie, insbesondere in Netzinfrastruktur, Anlagen und Flexibilitäten.
Geographische und Geschäftsfelder- Diversifizierung zahlt sich aus
Durch die Gruppenstruktur und die geographische Diversifizierung ist Primeo Energie gut aufgestellt und kann sich schnell an veränderte Rahmenbedingungen anpassen. Das Segment Energielösungen war in der Schweiz von massiven Verwerfungen betroffen. Der Zubau der Photovoltaik führte zusammen mit regulatorischen Änderungen und der Tatsache, dass die Schweiz über kein Stromabkommen mit der europäischen Union verfügt, im Energiemanagement zu Verlusten, da die Einspeisung der Photovoltaik besonders bei wechselhaftem Wetter nicht prognostizierbar ist. Dies führte zu sehr hohen Kosten in der kurzfristigen Beschaffung (Ausgleichsenergie). Derweil entwickelt sich das Stromgeschäft in Frankreich angesichts des stabilen Umfelds positiv. Das Ergebnis in Frankreich konnte die Verluste in der Schweiz kompensieren.
Gewinn in Umstellung des Energiesystems investiert
Primeo Energie hat ihren gesamten Gewinn in Investitionen für die Umstellung der Energiesystems investiert. Unter anderem sind bedeutende Mittel in das Netz geflossen, um es gemäss den Anforderungen der Energietransformation stark und stabil zu machen. Die Investitionen lagen dabei aufgrund nicht beeinflussbarer Verzögerungen leicht unter denen aus dem Vorjahr. Die 2024 durch den Bundesrat beschlossene Absenkung des Verzinsungssatzes der Netzinfrastruktur (WACC) - der im Monopol zulässige Gewinn -, wird ab 2026 die Fähigkeit von Primeo Energie, in Netzinfrastruktur zu investieren, erheblich einschränken. Das Ziel, ein intelligentes bidirektionales Netz zu erreichen, verzögert sich. Flexible Tarifmodelle, die ein Höchstmass an Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit herbeiführen, werden weiterentwickelt. Zu nennen wären hier die neuen Wahltarife Primeo NetzAktiv und Primeo SolarAktiv.
Im Segment Wärme und Industrielösungen kommt die Dekarbonisierung in der Schweiz und im Elsass voran, etwa durch den neuen Grosswärmeverbund Birstal, der Ende 2024 in Betrieb ging, oder die neue Holzheizzentrale in Aesch, deren Bau im Berichtsjahr begann. Um das Segment zu stärken, wurde die zwölfjährige Partnerschaft mit dem Fonds Clean Energy Infrastructure Switzerland 3 KmGK (CEIS 3) der Vermögensverwaltungsgesellschaft Swiss Life Asset Management verlängert und eine Kooperation mit dem lokalen städtischen Energieversorger SIG in Genf gestartet.
Das Segment Produktion entwickelt sich planmässig und profitierte von Marktpreisen aus den Vorjahren. Die Beteiligungsgesellschaft aventron konnte die installierte Leistung und Stromproduktion aus erneuerbaren Energien weiter steigern – sowohl in der Wasser-, Sonnen- als auch Windkraft. Hervorzuheben ist das im Berichtsjahr gestartete hochalpine Solarprojekt Sedrun Solar, das als erstes seiner Art im Rahmen des Solar-Express des Bundes realisiert wird und dabei hilft, die im Mantelerlass geforderten Winterstrom zu erzeugen. Zur Stabilisierung von Schwankungen der erneuerbaren Stromproduktion hat Primeo Energie zudem den Einstieg in Grossbatteriespeicher lanciert.
Nachhaltigkeit als strategisches Ziel
Eine zentrale Grundlage nachhaltigen Handelns bildet das Treibhausgasinventar. Im Berichtsjahr wurde dieses auf Grundlage der Science Based Targets initiative (SBTi) weiterentwickelt. Ergänzend dazu wurde ein Klimatransitionsplan im Einklang mit den Zielvorgaben der SBTi festgelegt. Wichtige Tätigkeiten im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutze sind die laufende Dekarbonisierung der Energieproduktion, die hundertprozentige Versorgung mit erneuerbarer Energie in der Grundversorgung, die Förderung durch den Energiefonds, das Portfolio an Wind-, Sonne-, und Solarstromproduktion.